1 Jahr Adblocker und time shifted TV viewing: ein Erfahrungsbericht als Konsument.

«Gewisse Dinge untersucht man nicht: man fürchtet zu sehr, das Richtige zu finden» – Otto Weiss

Seit genau einem Jahr bin ich, mittlerweile einer von vielen, Nutzer von Adblocker und schaue TV mit einer Swisscom TV Box. Ersteres liegt darin begründet, dass ich als Berater meinen Kunden erklären wollte, welche Konsequenzen eine aktive (Online)-Werbeverweigerung haben würde, und die Swisscom TV Box, um endlich wieder BBC schauen zu können. Nebeneffekt: die 30″ Vorspultaste…

Was hat sich verändert? Persönlich konsumiere ich redaktionelle Inhalte viel bewusster und v.a viel kritischer, weil einfach gesagt, so wie mir ein Neurologe es erklärt hat, die Ablenkung abgenommen hat (v.a. weil Werbeinhalte viel emotionaler, bunter, schriller etc. aufgebaut sind…). Das schlechte Gewissen darüber, ob ich als Kommunikationsberater aktiv Werbung aus meinem Alltag verbannen dürfe, hielt sich in Grenzen, denn es handelte sich ja um eine „Feldstudie“…

Weniger Ablenkung bedeutet aber auch, dass der aktive Konsum von Content viel fokussierter und v.a. kritischer wird, so zumindest bei mir. Und ja, einige TV Sender sind bei mir aus dem Radar gefallen, andere wiederum sind neu auf meinem Radar erschienen. Wenn man sich also zwingt, nicht mehr auf Werbeinhalte zu achten, wird auch redaktioneller bzw. vom Publisher oder von der TV Anstalt produzierter Content anders wahrgenommen? Ich behaupte mal, ja. Die seichte TV Soap-Opera wurde vielleicht eben durch lustige (zwar irrelevante) Werbespots aufgewertet, der online Artikel war vielleicht doch nicht so interessant und gut recherchiert, wie angenommen. Weil? Ja, weil „das menschliche Hirn nur eine begrenzte Anzahl Informationen gleichzeitig verarbeiten kann. Überfluss führt dazu, dass gewisse Hirnareale „abschalten“…“, so der Neurologe. Macht (Anm.: bei mir? 🙂 ) Werbung unkritisch… oder sogar dumm, weil unser Hirn einfach nicht mehr „mag“?

In den 80ern lief eine Kindersendung, Pusteblume, bei der am Schluss der Moderator sagte: „…einfach mal abschalten.“ So fühlte sich das an. Und nach einem Jahr? Der Werbeblocker läuft weiterhin, BBC, ZDFneo und Spiegel TV sind meine Hauptsender (Anm.: über 250 Sender im Angebot und nur 8 werden regelmässig geschaut… Wenn das den Machern nicht zu Denken gibt?). Nein, Werbung ist nicht das Übel, aber sie verleitet dazu, unkritisch zu werden (siehe meinen Beitrag dazu), klassisches Agenda Setting also.

So betrachtet, verstehe ich daher viele Publisher sehr gut, die mehr Werberaum verlangen. Ich behaupte, weil guter redaktioneller Inhalt eben teuer ist. Aber für guten, unabhängigen Inhalt (ohne oder mit frei wählbaren Werbebotschaften) würde ich sogar etwas bezahlen. Ähnlich wie für ein Theaterticket oder für einen Opernbesuch. Weniger ist also durchaus mehr. Oder? Gemäss den Erkenntnissen von Accelerom scheint das wirklich zu stimmen. Weniger und v.a. anders. Also, wenn einige Konsumenten (Anm.: meiner Meinung nach immer mehr Konsumenten) aktiv Werbung verweigern, wie soll man sie denn erreichen? Eine mögliche Antwort darauf liefert eine 360° customer journey analyse. Vielleicht genügt es aber auch nur, relevante Inhalte und Produkte zu produzieren, die einen echten Mehrwert darstellen. Aber das würde bedeuten, dass man sich mit dem Konsumenten auseinander setzen muss und echten Service liefern. Korrekt!

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